Mittwoch, 4. Juni 2008

Neurodidaktik contra Neuropädagogik? Theorie contra Praxis ?

Dr. Menno Baumann, Erziehungswissenschaftler (Lehrbeauftragter an der Universität Oldenburg) und Kollege, hat sich im Rahmen seines sonderpädagogischen Studiums und seiner Dissertation mit den Errungenschaften der Neurowissenschaften auseinander gesetzt.

Im Gehirn&Geist-Heft Nr. 3/2008 (Titelthema: Mit Begabung zum Erfolg) zeigt Menno Baumann an zwei Beispielen, dass sich neurowissenschaftliche Erkenntnisse nicht linear in pädagogische Situationen "übersetzen" lassen: Macht Hirnforschung Schule? Schön wär’s!Abbildung aus dem Skript einer Lehrveranstaltung von Dr. Baumann: Theorie und Praxis (Power-Point)

Auch Dr.Baumann "stolpert" über das Problem, dass sich neurowissenschaftliche Erkenntnisse nicht in einem 1:1-Verhältnis auf pädagogische Situationen übertragen lassen. Menno Baumann kennt die alltägliche Schulpraxis. Als Sonderpädagoge durfte er sich besonderen Herausforderungen stellen. So kennt er auch das Problem aller Lehrkräfte: "Grau ist (zunächst) die Theorie"........

Viele pädagogische Theoretiker haben leider den Bezug zur "Basis" verloren. Ihr Blick aus dem Elfenbeinturm, fernab jeglicher pädagogischer Praxis ist oft lebensfremd.

Prof. Ulrich Hermann, Herausgeber des im Beltz-Verlag erschienen Bandes "Neurodidaktik" schrieb einen Leserbrief zum kurzen Beitrag von Menno Baumann:

» Leserbriefe Heft 5/2008

Leider bleibt Prof. Hermann darin die Antwort schuldig, inwiefern die Neurowissenschaften das Lernen verändern können. Auch im Buch finden sich keine zweifelsfreien Belege, sondern vielmehr oberflächliche Verallgemeinerungen und Übertragungen "behaupteter" - jedoch noch unbewiesener neurobiologischer Erkenntnisse. Auch bleibt das Buch dem Leser die Erkenntnis schuldig, welche neuen, noch unbekannten Erkenntnisse die Neurowissenschaften dem Didaktiker in der Praxis bieten.

Damit ich Ihnen nicht auch nur einen Zirkelschluss (d.h. vereinfacht gesagt: eine Feststellung, welche eine Feststellung begründet) biete, werde ich in meinem nächsten Beitrag konkret auf das Buch und seine "neurodidaktischen" Aussagen eingehen.

Die Pädagogische Psychologie und die empirische Lehr-und Lernforschung mit ihrer Nähe bzw. ihrem Verständnis der pädagogischen Praxis hat weit mehr zu bieten. Leider ignorieren theoretisch arbeitende Erziehungswissenschaftler diese Erkenntnisse seit Jahrzehnten, so dass es nicht verwundert, wenn altbekannte psychologische Erkenntnisse nach dem Fund einer neurobiologischen Entsprechung als Neuheit gefeiert werden.......

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